Aktuell 24.02.2012 (Archiv)
Spinnen wachsen in Angst
Je mehr Angst ein Mensch etwa vor einer Spinne verspürt, desto größer erscheint sie ihm. Die Psyche macht Spinnen für Menschen größer, sagen Forscher.Angst führt somit oft zur Überschätzung, berichten Forscher der Ohio State University im 'Journal of Anxiety Disorders'. 'Wenn man Spinnen aus Furcht immer größer wahrnimmt als sie tatsächlich sind, nährt das die Angst immer neu, vergrößert sie und macht ihr Besiegen schwieriger', erklärt Studienleiter Michael Vasey.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler 57 Versuchspersonen mit Spinnenangst, der sogenannten Arachnophobie. Der Test, der innerhalb von acht Wochen fünfmal durchgeführt wurde, ähnelte der typischen Konfrontationstherapie: Die Probanden stellten sich drei Meter vor einem offenen Glasbehälter auf. Darin befand sich eine lebende Tarantel, die zwischen zwei und 15 Zentimeter groß war. Die Aufgabe lautete, auf dieses Ziel zuzugehen und das Tier mit einem Stäbchen zu berühren.
Während dieser Aufgabe mussten die Versuchspersonen ständig angeben, wie hoch sie ihren Stress bewerteten. Im Anschluss folgte in einem anderen Raum ein Fragebogen, der Symptome der Panik, Angstgedanken und abschließende Überlegungen für künftige Spinnenbegegnungen erhob. Zum Schluss sollten die Teilnehmenden auch die Größe der Spinne aufzeichnen. Das Ergebnis: Die Spinnengröße wurde umso mehr überschätzt, je höher die Stressspitzen waren, je mehr Paniksymptome auftraten und je größer die grundsätzliche Spinnenangst war.
'Phobien lösen ein Vermeidungsverhalten aus, das die eigene Sicherheit erhöhen soll. Doch solange man vor jedem Kontakt flieht, findet man nie heraus, ob man sich nicht vielleicht getäuscht hat - und bleibt in seiner Angst stecken. Trägt die falsche Größenwahrnehmung zur übersteigerten Angst und zum Meidungsverhalten bei, dann ist dieser Mechanismus vielleicht ein wichtiger Teil des Teufelskreises, der die Phobie nährt und lebendig hält', so Vasey. Ähnliches dürfte auch bei der Angst vor einer Spritze zutreffen - wenn Betroffene etwa die Nadel stets als länger wahrnehmen als diese tatsächlich ist.
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