Aktuell 27.02.2010 (Archiv)
Eisberg stört Weltwetter
Ein australisch-französisches Forscherteam hat entdeckt, dass ein 2.500 Quadratkilometer großer Eisberg in der östlichen Südpolregion vom antarktischen Mertz-Gletscher abgebrochen ist.Forscher warnen nun davor, dass die riesigen Eismassen die Meeresströmungen verändern und damit das Wetter beeinflussen könnten.
Der Eisberg in der Größe Luxemburgs könnte jene Region stören, in der ein Viertel des gesamten kalten, dichten antarktischen Bodenwassers (AABW) der Erde produziert wird. Eine Verlangsamung dieses Prozesses könnte zu kälteren Wintern im Nordatlantik führen. Derzeit treibt der Eisberg südlich von Australien.
'Eine Störung der Produktion von superkaltem Tiefenwasser in dieser Region würde die Meeresströmungen verändern und mehrere Jahre die Wettersituation beeinflussen', meint der Glaziologe Neal Young vom Antarctic Climate and Ecosystems Research Centre. Der Mertz-Gletscher hat seit rund zwei Jahrzehnten einen Riss, ein zweiter ist Anfang des Jahrtausends festgestellt worden.
Die Kollision der Gletscherzunge mit dem ungefähr gleich großen Eisberg B-9B Anfang Februar war wahrscheinlich der auslösende Moment für den Abbruch - das so genannte Kalben des Gletschers. 'Die Eiszunge war fast ganz gebrochen und hing wie ein lockerer Zahn am Gletscher', meint der französische Glaziologe Benoit Legresy.
Der Eisberg befindet sich derzeit im offenen Meer in so genannten Polynjas. Diesen eisfreien Flächen kommt wesentliche Bedeutung bei der Bildung des AABW zu. 'Das antarktische Meereis wird stetig vom Wind weggetrieben. Dadurch wird immer neues Meereis gebildet', erklärt Levermann. Durch die Abkühlung des Wassers und die ständige Bildung von Meereis, aus dem Salz abgeschieden wird, entstehe ein sehr kaltes, salzreiches und somit dichtes Wasser, das in große Tiefen absinkt.
'Das kalte Tiefenwasser verteilt sich auf die verschiedenen großen Ozean-Bassins der Erde - wie etwa dem Pazifik oder dem Indik und bleibt in Tiefen von 2.500 bis 5.000 Meter', so der Experte.
'Wenn der Eisberg in der Region bleibt - was sehr wahrscheinlich ist - könnte er die Produktion des AABW stören, da er die Bildung von Polynjas beeinflusst', so Legresy.
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